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Japan-Religion

Wie man schon in der Überschrift sehen kann,dreht sich hier alles um die Religion Japans,es kommen ja meist irgendwelche Missverständnis auf und Unklarheiten,wo manche meinen sie wüssten besser darüber bescheit als andere.

Buddhismus:

Die Lehre des Buddhismus geht auf eine historische Persönlichkeit zurück,Gautama Siddhàrtha, der u. a. auch Buddha ("der Erleuchtete") oder Shakyamuni ("der Weise des Shakya-Klans") genannt wird (s.a. Kap. Ikonographie, Shaka Nyorai).Er gilt als der Begründer der buddhistischen Lehre.Nach buddhistischer Auffassung existierten Buddhas (Erleuchtete) allerdings schon in grauer Vorzeit, und auch die Zukunft wird weitere Buddhas hervorbringen.Daher wird Buddha Shakyamuni auch als der "historische Buddha" bezeichnet.Man nimmt heute allgemein an, dass Shakyamuni im sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung im Norden des indischen Subkontinents tätig war.Von dort aus verbreitete sich eine Lehre zunächst nur langsam.Im dritten Jahrhundert v.u.Z. erfuhr der Buddhismus jedoch eine massive Förderungen durch König Ashoka (304?-232 vor unserer Zeit),der große Teile Indiens unter seiner Herrschaft vereinte.Von da an begann die Lehre des Buddha auch über die Grenzen der indischen Kultur hinaus wirksam zu werden.

Verbreitungsgeschichte:

Es entstand zwei große Überlieferungstraditionen, von denen sich eine tendenziell nach Süden,die andere nach Norden,bzw. zunächst nach Nordwesten ausbreitete.Die südliche war Neuerung gegenüber weniger aufgeschlossen und bezeichnete sich als Theravada,der Weg der Alten.Die nördliche hingegen wurde Mahayana bestimmt,dem großen Fahrzeug.Das große Fahrzeug war eine Reformbewegung,die die ursprüngliche,auf eine rein klösterliche Lebensführung ausgrichtete Form des Buddhismus auch für Laien zugänglich machen wollte.Im Mahayana wurden die Lehren und Schriften des orthodoxen Theravada Buddhismus zwar nicht grundsätzlich abgelehnt,doch bezeichnete man sie,ein wenig verächtlich,als Hinayana, "Kleines Fahrzeug".Im fünften und sechsten Jahrhundert unserer Zeit kam dann noch eine weitere Reformbewegung dazu,die sich in Indien nicht nur innerhalb des Buddhismus,sondern auch im Shiva- und Vishnuismus (Also dem,was letzlich zum Hinduismus führte) breit machte: der Tatrismus,benannt nach eigenen Lehrschriften,den Tantren, in denen vor allem neuartige Ritualtechniken bhandelt werden.Der Tantrismus,benannt nach eigenen Lehrschriften,den Tantren,in denen vor allem neuartige Rituale kusierten.Man spricht daher auch vom "esoterischen Buddhismus" (esoterisch im Sinne "nach innen gewandt").

Für den japanischen Buddhismus ist vor allem das Mahayana inlusive seiner esoterischen Spielart von Belang.Das Mahayana erreichte japan erst nach einer komplizierten Folge von Transformationen.Ausgangspunkt war Indien,das unmittelbar im Norden durch den Himalaya vom Kontakt mit anderen Zivilisationen abgeschnitten war.Daher erfolgt die Ausbreitung des Mahayana zunächst nach Nordwesten,entlang der Seidenstraße nach Zentralasien.Dort kam der Buddhismus mit dem Hellenismus in Berührung und wurde von zahlreichen kleineren Reichen wohlwollend aufgenommen.

In Zentralasien änderte sich die Ausbreitungsrichtung des Buddhismus und wandte sich gegen Osten,um schließlich nördlich am Himalaya vorbei nach China zu gelangen.Erste Kontakte reichen bis ins erste Jahrhundert zurück,aber zu einiger Bedeutung gelangte der chinesische Buddhismus erst im 2. und 3. Jahhundert unserer Zeit.Von der nord-westlichen Einfallspforte aus erfolgte die Verbreitung fächerförmig über den ganzen chinesischen Subkontinente,um schließlich im 5. und 6. Jahrhundert auch Korea und Japan zu erreichen.Daneben gab es auch über Vietnam buddhistische Mission aber stark mit den Handelsrouten verbunden war,konnte von einer gleichemäßigen,flächendeckenden Verbreitung keine Rede sein.Der frühe chinesische Buddhismus blühte daher in den urbanen Zentren,während er in ländlichen Regionen keine Spuren hinterließ.Erst in der Tang-Zeit erfuhr der Buddhismus eine staatliche Fördeung,die von maßgeblicher Bedeutung war.Der chinesische Hof unterstützte nämlich groß angelegte Übersetzungsprojekte, die es mit sich brachten, dass heute mehr Schriften in chinesischer Übersetzung tradiert sind,als in Sanskrit, bzw. Pali, den Sprachen der Originalmanuskripte.

Die Überstzung in ein vollkommen anders Idiom, in dem weder die grammatikalischen, noch die philosophischen Grundstrukturen des indischen buddhistischen Kanons vorhanden waren,stellten nicht nur eine gewaltige Herausforderung dar,sie führten zwangsläufig zu einer Sinisierung des Buddhismus.Doch nicht nur auf der Ebene der Texte,auch in der Ikonographie,also der Bildsprache kam es zu neuen Standardisierungen,die schließlich vollinhaltlich von Korea und Japan übernommen wurden.

Im japanischen Buddhismus haben wir es also mit dem Endpunkt einer langen Überlieferungsgeschichte zu tun,im Zuge derer die ursprünglich indische Religion mit Elementen aus Zentralasien und China angereichert wurde.Da China für die japanische Kultur das Vorbild schlechthin darstellte,tendierte man dazu,den Buddhismus in seiner chenisischen Form zu belassen und unternahm zunächst nur zaghafte Versuche der Adaption.Die Sutren wurden daher nicht ein weiteres Mal ins Japanische übersetzt.Andererseits waren die Ausgangsbedingungen bei der Übernahme des Buddhismus in seiner chenischen Form zu belassen und unternahm zunächst nur zaghafte Versuche der Adaption.Die Sutren wurden daher nicht ein wieteres Mal ins Japanische übersetzt.Andererseitswaren die Ausgangsbedingungen bei der Übernahme des Buddhismus ganz andere als in China,da der Staat von Anfang an lebhaftes Interesse an der fremden Religion zeigte und sie massive unterstützte.Vielleicht liegt darin der Grund,warum es in Japan nicht zu ähnlichen Zerwürfnissen zwischen geistlichen und weltlichen Autoritäten kam wie in China und Indien,wo der Buddhismus jedenfalls aus seinem ehemaligen Kernland Indien fast völlig, und aus seiner "zweiten Heimat" China weitgehend verschwunden.Hingegen trifft er uns als Hauptreligion in den ehemaligen Randgebieten der buddhistischen Einflussphäre, in Südostasien, Tibet und Japan entgegen.

Buddhistischen Grunddogmen:

Unabhänging von den besprochenen Unterschieden innerhalöb der einzelnen Traditionen gibt es gewisse Grundannahmen des Buddhismus,die in allen Richtungen Geltung haben:

  • Alle irdische Existenz läuft auf Leiden hinaus und nur die Einsicht in die Wahrheit des Buddha (=Erleuchtung) führt zur Befreiung von Leid.Diese buddhistische Grunddogma wird traditionellerweise in Fom der Vier Edlen Wahrheiten und des Achtgliedrigen Pfads ausgedrückt.Das Stadium der Nicht-Erleuchtetheit,also auch das normale Alltagsbewusstsein,wird als "Unwissenheit" bezeichnet.

  • Eng mit dem Dogma vom irdischen Leiden verbunden ist die Erkenntnis der Endlichkeit alles Irdischen.endlich bedeutet vergänglich,nicht von Dauer.Da alles irdische also früher oder später zum Untergang verurteilt ist,wird das Festhalten an irdischen Dingen als Illusion hingestellt.Der Glaube an die illusorische Qualität des Diesseits führte innerhalb des Mahayana Buddhismus zur Idee von zwei Ebenen der Realität,einer sichtbaren, aber eher letzlich illusorischen,und einer absoluten,die sich hinter der sichtbaren Wahrheit verbirgt.
  

 

  • Unerleuchtete bzw. unwissende Existenzen,die sich den Illusuionen des irdischen Daseins hingeben,sind im Kreislauf der Wiedergeburten (Samsàra) gefangen.Eine Existenz ist also mit dem physischen Tod nicht zu Ende.Diese Vorstellung allein hat im Buddhismus jedoch nichts Tröstliches,sondern läuft nur auf eine Fortsetzung von Leid hinaus.Daher strebt der gläubige Buddhist nach einem Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburten.Dieser Austritt beendet das Leid endgültig.Er ist zugleich der Eintritt ins Nirvana, das dem Samsara als absolutes Jenseits gegenüber steht.Dies erklärt,warum Nirvana im Buddhismus als "Auslöschung" und zugleich als oberstes spiritulles Ziel verstanden wird.


  • Innerhalb des Samsara,der Wiedergeburten,regiert das Gesetz des Karma.Karma regelt die schicksalhaften Konsequenzen (Vergeltungen),die aus den Handlungen aller Wesen, Menschen ebenso wie Tiere, Geister; Götter, etc., resultieren.Die Karma Lehre (die im übrigen nicht allein auf den Buddhismus beschränkt ist) geht hierbei von moralischen Wertmaßstäber aus: Gute Taten führen über kurz oder lang zu karmischer Belohnung,schlechte Taten zu karmischer Bestrafung.Religiöse Tätigkeiten stehen dabei an oberster Stelle,aber es gibt auch,ähnlich den Zehn Geboten in den monotheistischen Religionen,diverse Listen mit moralischen besonders hochstehenden,bzw. verabscheuungswürdigen Verhaltensweisen.Am häufigsten begenet man fünf Geboten,die für Mönche und Laien gleichermaßen gelten und lauten: (1)nicht töte;(2) nicht Stehlen; (3) keine [unstatthaften] sexuellen Beziehungen; (4) nicht lügen; (5) keine berauschende Getränke (dieses generelle Alkoholverbot wird heute in Japan selbst von buddhistischen Mönchen nicht eingehalten).Besonders im Mahayana Buddhismus gilt das "Mitglied mit allen Lebewesen" als die zentrale ethische Maxime. Konsequenzen aus moralischen oder unmoralischem Verhalten können sich innerhalb eines Erdenlebens,oft aber erst im folgenden Leben auswirken (was scheinbar "Ungerechtigkeiten",also das Ausbleiben unmittelbarer karmischer Vergeltung erklärt).Das Karma einer einzelnen resultiert aus der Summe aller seiner moralischen und unmoralischen Verhaltensweisen innerhalb einer langen Folge von Existenzen.Buddhistische Rituale können individuelles Karma beeinflussen,ersetzen also bis zu einem gewissen Grade individuelles moralisches Verhalten.

  • Das Universum gehorcht keinem einzelnen Gott oder Buddha,sondern dem Dharma (jap. hò, "Gesetz").Der Dharma nimmt im Buddhismus jene Stelle ein , die im Christentum "Gottvater", bzw. dem Schöpfergott zukommt.Der Dharma ist jedoch unveränderlich und ohne Intention, also nicht strfend oder belohnend wie eine Gottheit.Er ist lediglich das Regelwerk, nach dem das Universum funktioniert.Insofern lässt sich der Buddhismus auch als "atheistische Releigion" bezeichnen.Erleuchtung wird auch mit der volkommenen Erkenntnis des Dharma gleichgesetzt.Umgekehrt kann "Dharma" auch die Lehre des Buddha bezeichnen, die zur Erleuchtung führt.

  • Buddhas--und im Mahayana Buddhismus auch Bodhisattvas-- führen alle Wesen auf den richten Weg.Sie haben selbst Erleuchtung erfahren und sind interessiert,andere zur Erleuchtung zu führen.Aus diesem Grunde sollte man sich ihren Lehren anschließen.Obwohl die rituelle Praxis häufig ein ganz anderes Bild vermittelt, sind weder der historische Buddha noch seine Vorgänger oder Bachfolger mit einem monotheistischen Gott zu vergleichen,denn sie sind keine Weltenschöpfer.Buddhas und Bodhisattvas sind jedoch über das Karma erhaben und daher ideale Adressaten, um eine karmische Verbesserung zu erreichen.

  • "Drei Körbe": die kanonischen Schriften des Buddhismus sind in drei Grinddisziplinen unterteilt, die als die Drei Körbe bezeichnet werden.Es sind (1) die Lehrrenden des Buddha, die Sutren; (2) die monastischen Ordensregeln (vinaya); und (3) Kommentarwerke (abhidharma).Der Theorie nach ist alles, was in den Drei Körben festgelegt ist, für alle buddhistischen Richtungen gültig.In der Praxis unterscheidet sich der Inhalt der Drei Körbe aber von Epoche zu Epoche, von Region zu Region und von Schule zu Schule.

Buddhismus und andere Religionen:

Andere Religionen führen nach buddhistischer Auffassung zwar nicht direkt zum Pfad der erleuchtung, können aber unter Umständen mit dem Buddhismus vereinbare Werte verbeiten.Sie können sogar dem Plan eines Buddha entsprechen, um die Unwissenden schrittweise an seine Lehre heranzuführen.Religion, die den Buddhismus nicht ihrerseits ablehnen (wie etwa der Shinto), werden daher als Umwege, aber nicht als Irrwege aufgefasst

Ebenso wird die Existenz von Gottheiten anderen Religionen nicht geleugnet.Allerdings sind auch die Götter im Geburtenkreislauf gefangen.Gottsein ist also eine mögliche Form der Wiedergeburt.Vor allem indische Götter wurden in dieser Form konzipiert (sie erhalten oft die Funktion eines Beschützers des Buddhismus).Japanische Götter (kami) gelten hingegen in vielen Richtungen des japanischen Buddhismus als Manifestationen von Buddhas.Buddhas bedienen sich demnach der Form von kami, um die Menschen an sich heran zu führen.

In diesen Konzeptionen von nicht-buddhistischen Göttern spiegelt sich ein gemeinsames Grundmuster wider: Außerhalb des Buddhismus liegende Vorstellungen werden von diesem nicht bekämpft oder negiert, sondern nach Möglichkeit integriert. Man hat diese Verfahrensweise u.a. auch als "Inlkusivismus" bezeichnet. Monotheistische Religionen wie Christentum oder Islam gehen hier meist einen anderen Weg (Diffamierung, Verfolgung), den man in diesem Zusammenhang vielleicht als "exklusicistisch" zu bezeichnen könnte.Solchen exklusivistischen Religionen oder Sekten gegenüber verlor jedoch auch der Buddhismus seine Toleranz, und zwar genau dann, wenn diese sich gegen die Vereinnahmung durch den Buddhismus zur Wehr setzen, bzw. diese von vornherein ausschlossen.Chridten und andere religiöse Gruppen mit exklusivem Absolutheitsanspruch wurden daher in Japan auch im Namen des japanischen Buddhismus auf ähnliche Weise verfolgt wie "Ketzer" und "Heiden" in der eruropäischen Religionsgeschichte.

Inner-buddhistische Auffassungsunterschiede:

Während etwa die Schulen des Theravada Buddhismus die Erleuchtung oder den Eintritt ins Nirvana erst nach vielen Wiedergeburten als Mönch für möglihc erachten, zeichnen sich die Mahayana Schulen dadurch aus, dass sie die Buddhawerdung (=Erleuchtung) in diesem Leben anstreben.Die Methoden, dieses Ziel zu erreichen, sind allerdings sehr verschieden und machen die Hauptunterschiede zwischen den einzelnen Mahayaba Schulen aus. Meditationen wird zwar allgemein geübt, steht aber vor allem im Zen Buddhismus im Vordergrund (Zen bedeutet wörtlich "Meditation").Daneben benutzt der Zen-Buddhismus die Irritation doch paradoxer Fragen (kôan), um konventionelles WIssen (Alltagsbewusstsein="Unwissenheit") zum Einsturz zu bringen.Andere Schulen erachten die Rezitation von Gebetstexten für entscheidend.Dabei kann es sich entweder um ganze Sutren handeln oder bloß um den Namen eines Sutra oder eines Buddha,etwa im Fall des Amida Buddhismus.Im esoterischen Buddhismus, der in Japan heute vor allem in Form der Shingon Schule präsent ist, wird der rituellen Praxis besonderes Gewicht beigemessen, wobei das Ziel ist, durch eine Kombination von Gebetsformeln (Mantra), Handzeichen bzw. -gesten (Mudrâ) und geistiger Konzentration zur Buddhaschaft zu gelangen.Die genauen Formen dieser verbalen, gestischen und imaginierten Zeichen sind "geheim", das heißt, es bedarf eines Meisters, der eine rituelle Initiation vornimmt und den Schüler Schritt für Schritt in die Geheimnisse dieser Lehre einführt.Daher die Bezeichnung "esoterisch", bzw. auf Japanisch mikkyô, wtl. "geheime Lehre".

 

Kami-Glauben und Shinto:

Das Wort shintô (wtl. Weg der kami) taucht in der japanischen Religionsgeschichte erst relativ spät in der heutigen Bedeutung auf und ist nach wie vor kein gängiges Vokabel.Wer ein modernes japanisches Textverarbeitungsprogramm benutzt und die Silben "shin-tou" eintippt, erhält als Kanji-Schreibung meist homophone Begriffe wie "Neue Partei" oder "Osmose" vorgeschlagen, bevor die Zeichen kami (Gottheit und) michi (Weg) erscheinen."Shinto" im religiösen Sinn ist also auch heute im Alltagsjapanischen selten zu hören.Selbst hinsichtlich der Aussprache (shintô oder shindô) sind sich moderne Japaner nicht immer sicher.

Diese Zrückhaltung gegenüber einem Wort, das oft als Inbegriff des Japanischen schlechthin dargestellt wird, ist auf den ersten Blick sehr erstaunlich. Eine mögliche Erklärung liegt in der Instrumentalisierung des Shinto als Staatsideologie zur Zeit des japanischen Ultranationalismus.Shinto wurde im späten 19. Jahrhundert zum nationalen Kult erklärt und in zunehmenden Maße in den Dienst der Verherung des Tenno und des japanischen Nationalismus gestellt.Diese Ideologie führte bekanntermaßen zu einer aggressiven Annexionspolitik Japans gegenüber den umliegenden asiatischen Ländern und schließlich zur kriegerischen Auseinandersetzung mit den allierten Mächten im Zweiten Weltkrieg. Mit der Niederlage Japans verlor der Staatsshinto sowohl seine rechtliche Basis als auch seine Glaubwürdigkeit, doch der Begriff Shinto blieb als Bezeichnung für die einheimische Religion nach wie vor in Verwendung.Allerdings haftet ihm seither doch ein negativer Beigeschmack an und vilen Japaner vermeiden ihn daher.Das gilt natürlich nicht für die Vertreter des Shinto selbst.Sie sind teilweise bemüht, "Shinto" von der Assoziation mit Staatsshinto in rechtsextremen Kreisen nach wie vor eine wichtige Rolle und auch die gemäßigt konservative Liberal Demokratische Partei (LDP), die seit dem Zweiten Weltkriege fast ununterbrochen an der Regierung ist, kann sich nicht zu einer eindeutigen Ablehnunh aller Reste des Staatsshinto durchbringen.

Im Westen ist der Begriff Shinto selbst zwar Allgemeinen nicht mit dem Stigma des Nationalismus behaftet (dafür ist der Begriff einfach fremd und exotisch), aber die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema hat nach dem 2. Weltkrieg doch spürbar nachgelassen.Shinto wurde zu einer Art Tabuthema.Erst in jüngerer Zeit gibt es wieder Ansätze, sowohl den Staatsshinto als auch die Ursachen seiner Entstehung historisch aufzuarbeiten und in Relation zur gesamten Religionsgeschichte Japans zu stellen.Ein nach und nach allgemein akzeptiertes Ergebnis dieser neueren Forschung besteht in der Erkenntnis, dass viele Elemente des Shinto, einschließlich der Bezeichnung "Shinto" selbst, viel jünger sind als bisher angenommen.Die allgemeine Unsicherheit gegenüber diesem Begriff hat also darin ihre Ursache, dass er sich historisch nie wirklich gefestigt hat.

Shinto und japanische Urreligion:

Über die japanische Religion vor Einführung des Buddhismus und der chenischen Schrift (die beiden in etwa zeitgleich erfolgten) geben uns einerseits archäologische Funde Auskunft, andererseits schriftliche Chroniken, die bereits unter dem Einfluss der chenisischen Kultur und des Buddhismus abgefasst wurden.Unser Wissen über die prähistorischen religiösen Verhältnisse in Japan ist daher äußerst begrenzt.Tatsächlich muss man aber davon ausgehen, dass sichShinto uns Buddhismus gemeinsam von der vorbuddhistischen Religion Japans weg entwickelt haben, und dass vieles, was uns heute als typisch shintoistisch erscheint, eigentlich buddhistische Wurzeln hat.Die Eingangstore (torii) von Shinto Schreinen sind ein typisches Beispiel.Sie sind zumeist rot angemalt, doch roten Lack, durch den das Holz haltbarer wird, kannte man im vorbuddhistischen Japan nicht.Heute dagegen sind vor allem Shinto Bauwerke rot lackiert (Schreine).Auch finden sich torri in alten Bilddarstellungen nicht vor Shinto Schreinen.Auf einer Abbildung des buddhistischen Jenseits markieren sie etwa die verschiedenen Bereiche der Totenwelt (Jenseits).Man findet also durchaus Hinweise, dass selbst die torii, die heute als Emblem des Shinto fungieren, buddhistischen Ursprungs sind.

Es gibt allerdings gewisse Kontinuitäten in den einheimischen Glaubensvorstellungen.Schon vor Übernahme des Buddhismus nannten die Japaner ihre Götter und Geister kami.Der Begriff kami hielt sich durch alle Phasen der japanischen Religionsgeschichte, auch wenn sich die damit verbundenen Vorstellungen veränderten.Stets gab und gibt es keine kaum begrenzte Anzahl von kami.Die einheimische japanische Religion ist also polytheistisch.Ab wann kami in eigenen Gebäuden (Schreinen) verhert wurden, ist historisch nicht geklärt.Möglicherweise erfolgte die "Einschreinung" von einheimischen Gottheiten erst auf der Grundlage des buddhistischen Vorbildes.Obwohl Shinto in seiner heutigen Form also ohne den Buddhismus nicht zu denken ist, kam es zu keiner vollkommenen Verschmelzung von einheimischen und buddhistischen Göttern.Selbst buddhistische Mönche akzeptieren die kami als naturgegebene Realität und versuchten, sie aus buddhistischer Sicht zu erklären.Die meisten religiösen Zentren, egal ob ursprünglich buddhistisch oder nicht, wurden und werden mit Kultstätten sowohl für Buddhas als auch für kami ausgestattet, es handelt sich also im Grunde um gemischt-religiöse "Tempel-Schrein Anlagen". Trotz dieser räumlichen Nähe blieb eine gewisse kultische Trennung aufrecht, d.h. buddhistische und einheimische Gottheiten wurden mit jeweils eigenen Riten bedacht und oft auch von jeweils eigenen Priestern betreut. Im Regelfall waren aber die Priester, die für die einheimischen Götter einer Tempel-Schrein Anlage zuständig waren, den rein buddhistischen Mönchen untergeordnet.

Ein Kennzeichen, das sich durch alle dokumentierten Phasen der kami Religion zieht, ist eine sehr ausgeprägte Vorstellung von ritueller Reinheit. Den Unwillen der kami zieht man sich vor allem dann zu, wenn man gewisse rituelle Reinheitsgebote verletzt. Gegenüber dem Gegensatz rein-unrein sind moralische Vorstellungen im Sinne von gut-böse im Shinto schwach ausgebildet. Es gibt keine verbindliche Morallehre. Auch ein schweres Verbrechen wird als Akt der Veunreinigung klassifiziert. Gegen Verunreinigungen helfen Reinigungszeremonien, bzw. Meidung (Tabus).

Der Tod und alles, was damit zu tun hat, wird als Hauptquelle der Verunreinigung angesehen. Einheimische kami sollen daher möglichst nicht mit Zeichen des Todes, ebensowenig aber auch mit Blut und mit Krankheiten konfrontiert werden. Diese Meidung des Themas Tod kann jedoch meiner Meinung nach nicht von Anfagn an Teil des kami-Glaubens gewesen sein, sondern konnte erst dann in Kraft treten, als andere Religionen sich dafür zuständig fühlten. Tatsächlich nimmt der japanische Buddhismus gerade auf dem Gebiet des Jenseitsglaubens und des Begräbniskults eine beherrschende Stellung ein. Das Todestabu des Shinto ist daher meiner Meinung nach das Produkt einer historischen Arbeitsteilung, nach der Buddhas tendenziell für den Tod das Jenseits, kami für das Leben und das Diesseits zustänig sind.

"Emanzipation" des Shinto:

Shinto und Buddhismus ergänzen sich also, sie stehen in einem arbeitsteiligen Verhältnis zueinander.Dieses Verhältnis ist aber keineswegs ausgewogen. Über weite Strecken der japanischen Religionsgeschichte scheinen die kami nicht für viel mehr als für religiöse Hilfsdienste zuständig gewesen sein. Shinto und Buddhismus lassen sich daher gar nicht so leicht als gleichwertige Religionen gegenüber stellen. Nachdem sich der Buddhismus dank der massiven Förderung durch den antiken japanischen Staat als Quasi-Staatsreligion durchgesetzt hatte, musste der kami Glauben erst eine Reihe von Transformationen durchlaufen, bevor er allgemein als vergleichbar und zugleich als gegensätzlich zum Buddhismus aufgefasst wurde. Erst in diesem Prozess beginnen sich die Umrisse von "Shinto" als eigenständiger Religion langsam abzuzeichnen.

Die Wurzeln dieser Entwicklung reichen nicht weiter als ins japanische Mittelalter zurück. Im 13. Jahrhundert entstanden erste theologische Theorien, die die traditionelle Hierarchie von kamis und Buddhas umkehrten, im 15. Jahrhundert gaben sich solche Tehelogien die Selbstbezeichung "Shinto". In der Edo Zeit (1600-1868) gab es die ersten Bestrebungen, kami-Schreine gegenüber buddhistischen Tempeln aufzuwerten und unter Intellektuellen wurde es llmählich üblich, "Shinto" als generelle Bezeichnung der einheimischen Religionen zu verwenden. In den allgemeinen Wortschatz ging dieser begriff aber wahrscheinlich erst nach dem politischen Umbruch von 1868 ein, der auch auf dem Gebiet der Religion einen deutlichen Einschnitt markiert: Es wurde ein Gesetz erlassen, das die allgemeinen Praxis, Buddhas und kami am gleichen Ort zu verehren, verbot. Viele buddhistische Tempel aber auch manche Shinto Schreine mussten daher abgerissen werden, einige religiöse Traditionen wurden vllkommen ausgelöscht. Auf diese Weise versuchte man, Shinto als Nationalreligion zu etablieren.

Diese Politik wurde im Zuge einer allgemeinen anti-buddhistischen Stimmung zunächst von breiten Teilen der Bevölkerung unterstützt, stieß allerdings in der Praxis auf erhebliche Widerstände. Nach einer kurzen Phase der Begeisterung geriet die gewaltsame Trennung von Buddhas und kamis ins Stocken. Daher ist die Trennung der beiden Religionen bis heute nicht vollständig vollzogen: Neben großen buddhistischen Tempeln gibt es meistens nach wie vor einen kleinen Shinto-Schrein und umgekehrt. Die Politik der Meiji-Zeit hatte aber dennoch insofern Erflolg, als sie der Idee, dass Shinto mit der japanischen Urreligion gleichzusetzen sei, zur allgemeinen Akzeptanz verhalf. Sowohl in der japanischen Forschung, als auch in der frühren westlichen Japanologie wurde SHinto daher als dem Buddhismus gleichwertige Religionen angesehen, die allerdings lange Zeit hindurch von Buddhismus "überlagert" gewesen war. Erst in den letzten Jahren hat sich dieses Bild relativiert und man beginnt, in den Formen der Koexistenz von Buddhismus und kami-Glauben eine eigene Form der japanischen Religion zu erkennen, von der sich "Shinto" erst nach und nach weg entwickelte. Eine eindeutige Definition von "Shinto" ist allerdings auch von der neueren Forschung noch nicht gefunden worden.

Kategorien von Shinto:

Um das widersprüchliche Bild des Shinto in den Griff zu bekommen, wurde er von der Meiji-Regierung in zwei Kategorien unterteilt: (1) Schrein Shinto (jinja shintô) = Shinto der verschiedenen lokalen Schreintraditionen; (2) Sekten Shinto (kyôha shintô) = Shinto Sekten, die zu dieser Zeit (19. Jhd.) neu entstanden und heute meist zu den Neuen Religionen gerechnet werden. Die von der Regierung propagierte Form des Kults für den Tenno und den Staat, heute als Staats-Shinto (kokka shintô) bezeichnet, kam gleichsam als dritte Kategorie dazu, verstand sich jedoch aus der Schicht des Staates nicht als Religion, sondern als staatsbürgerliche Pflicht. In der Shinto-Forschung gab es Bemühungen, diesen Unterteilungen zu folgen, die auch heute noh in der SHinto-Literatur zu finden sind. Dabei wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine weitere Unterscheidung zwischen "Imperialer Shinto" (kôshitsu shintô) = traditioneller Shinto des kaiserlichen Hofes, und "Staats-Shinto" vorgenommen. Außerdem ist häufig von "Volksshinto" (minzoku shintô) = lokales religiöses Brauchtum als weiterer Kategorien die Rede.

Versucht man, diese Kategorien klar und historisch konsistent von einander abzugrenzen, stößt man auf unüberwindliche Schwierigkeiten. So lässt sich der imperiale Shinto nicht klar vom Schrein Shinto trennen, da er selbst auf den Traditionen einzelner Schreine beruht. Allerdings ordnen sich nicht alle Schreine dem Anspruch des Tenno unter, Oberhaupt der Shinto Religion zu sein. Noch schwieriger wird die Situation beim begriff Volksshinto: Sucht man in Japan außerhalb der etablierten Schreintradition nach volksreligiösem Brauchtum, findet man noch heute starke shamanistische Traditionen, beispielsweise Besessenheitskulte, in denen Heiler mit der Hilfe von Medien Geister aus dem Jenseits sprechen lassen.Solche Kulte werden heute aber weder von offiziellen Shinto-Organisationen, noch vom Buddhismus anerkannt. Die Heiler selbst bedienen sich im übrigen sowohl buddhistischer als auch shintoischer Konzepte. Es gibt also tatsächlich starke volksreligiöse Traditionen in Japan, aber diese entziehen sich der eindeutigen Zurodnung zu Shinto oder Buddhismus. Um die Verwirrung perfekt zu machen, leben viele dieser Traditionen, beispielsweise Bessenheitskulte, im sogenannten Sekten Shinto weiter fort, der seinerseits zu den Neuen Religionen gezählt wird.

Die Versuche, Shinto in verschiedene Kategorien zu unterteilen und auf diese Weise schlüssig darzustellen, haben also bisher zu keinen befriedigenden Ergebnissen geführt. Moderne Religionshistoriker ziehen unterschiedliche Konsequenzen aus diesem konzeptionellen Wirrwarr. Manche vermeiden den Begriff "Shinto" überhaupt, zumindest wenn es sich japanischen Myhologie einen Namen gemacht hat, spricht beispielsweise in ihrem Hauptwerk lediglich von der "einheimischen Religion Japans". Ich selbst sympathisiere mit diesem Ansatz und verwende am leibsten den Begriff kami-Glaube. Im Rahmen dieser Website wird der Begriff "Shinto" jedoch der allgemeinen Verständlichkeit halber bisweilen auch dort verwendet, wo man ihn besser unter geistige Anführungstricher setzen sollte.

Literatur:

Ian Reader; Nelly Naumann; Klaus Antoni; Kuroda Toshio; John Breen; Mark Teeuwen; Bernhard Schneid; Inoue Nobutaka